Anfang 2025: Rück- und Ausblick

Swantje Niemann • 9. Januar 2025
Hand mit einer Wunderkerze vor dunklem Hintergrund


Privates


Berufliche Neuorientierung und buchige Wiederentdeckung

Ich habe Ende 2024 meinen letzten Arbeitstag in meinem vorherigen Job gehabt und bin nun auf der Suche nach einer neuen Stelle. Wenn es sich irgendwie realisieren lässt, steht dabei für mich im Vordergrund, dass ich mich mit meiner neuen Arbeit identifizieren kann und einen positiven Beitrag leiste.  Einen kleinen Schritt in Richtung sinnvolle Arbeit habe ich getan, indem ich seit Oktober 2024 einmal im Monat ehrenamtlich in der Heinrich-Schulz-Bibliothek im Digital-Café helfe – ein sehr unterstützenswertes Projekt, bei dem Freiwillige meist älteren Leuten bei Problemen mit Handy, Internet und Co. zur Seite stehen. 2024 habe ich insgesamt Bibliotheken wieder für mich entdeckt, nachdem ich sie als Kind intensiv genutzt habe, als Studentin viel in wissenschaftlichen Bibliotheken war, aber dann in erster Linie Bücher gekauft habe und zu Hause geblieben bin. In der Zwischenzeit haben sie sich immens weiterentwickelt. Es gibt tolle digitale Angebote wie die Libby-App, Maker Spaces in öffentlichen Bibliotheken und noch viel mehr … Das war für mich die (Wieder)Entdeckung des Jahres.


Warten und schöne Momente

Das Jahr hat mir auch einen wunderschönen Tag beschert: Am 22.03. habe ich geheiratet und der Tag war nochmal viel schöner, als ich mir vorgestellt hatte. In mancher Hinsicht waren 2023 und 2024 merkwürdige Jahre, ein bisschen im Wartemodus. Aber es gab auch wirklich schöne Momente.



Kreatives


Abschied von Patreon

Wie schon 2023 war 2024 kreativ nicht so ergiebig, wie ich mir das gewünscht hätte. Aus gesundheitlichen Gründen war ich mit Arbeit und Alltag nahezu ausgelastet und ich hatte mehrere Fehlstarts beim Versuch, ein ehrgeiziges neues Manuskript zu schreiben. Auch kurze Texte wie Blogposts und Kurzgeschichten für mein Patreon konnte ich nicht so zuverlässig liefern, wie ich mir das vorgestellt habe. Daher ziehe ich jetzt die Konsequenz und schließe meine Patreon-Seite.


Projekte von 2024

Das bedeutet aber nicht, dass gar nichts passiert ist. Ich konnte immerhin einige Artikel und Kurzgeschichten schreiben und habe Texte zu zwei Ausgaben des Phantast-Magazins eingeworben oder beigesteuert. Und ich habe eine Mini-Novelle beendet, die meine Patrons erhalten haben. Ein sehr nettes Erlebnis war eine Lesung im Planetarium Potsdam. Ich schreibe auch wieder an einem LARP mit Inhalten zur politischen Bildung mit, was spannend, aber auch sehr anstrengend ist, da damit ein immenser Koordinationsaufwand einhergeht. Glücklicherweise wird der zu einem Großteil von anderen Teammitgliedern getragen.


Neues Manuskript!

Außerdem habe ich angefangen, ein neues Manuskript zu schreiben. Was ursprünglich der Versuch sein sollte, das Trendthema Fantasy-Romance aufzugreifen, entwickelt sich gerade zu einem sehr spannenden Projekt, das seine Inspiration unter anderem aus Mooren und der Rolle von Frauen während der Deutschen Revolution von 1848 zieht. Der erste Entwurf ist zu mehr als der Hälfte abgeschlossen, ich rechne jedoch damit, dass ich den zweiten Entwurf quasi neu schreiben muss, was eigentlich selten für mich ist.


Trotzdem hoffe ich, vor Ende des Jahres mit einem merkwürdigen kleinen Buch dazustehen, dass ich veröffentlichen kann. Noch bin ich zu keinem festen Schluss gekommen, wie ich das angehen will. Ich bin immer noch versucht, mich mal wieder an Self-Publishing zu versuchen, nur diesmal etwas professioneller als noch bei meiner allerersten Veröffentlichung von Drúdir eins.


Weitere Vorhaben

Apropos: Eine weitere Neuigkeit ist, dass ich die eBook-Rechte für „Das Buch der Augen“ und eine Lizenz für Anke Koopmanns brillantes Cover bekommen habe. Mein aktueller Plan ist, das Buch zwischen Beendigung und Überarbeitung meines Manuskripts zu überarbeiten und als eBook zu veröffentlichen, sodass es nicht länger nur als die Print-Ausgabe von Edition Roter Drache vorliegt.

Irgendwann müsste ich auch mal meine Website überarbeiten, aber was ich nun wie schnell realisieren kann, hängt stark davon ab, wie sich meine berufliche Situation entwickelt.


Wie ihr seht, habe ich große Pläne für 2025 und ich werde mein Bestes tun, ihnen gerecht zu werden. Und wenn das aktuelle Manuskript abgeschlossen ist, vage ich mich vielleicht wieder an das ehrgeizige Projekt heran, das mich mittlerweile seit mehreren Jahren begleitet.

Was ich gerne tun würde, aber absolut nicht verspreche: aktiver auf Social Media sein. Ich habe jetzt einen Account auf Bluesky und bin ja immer noch auf Instagram, aber soziale Medien bespielen – zumindest im eigenen Namen – ist weit davon entfernt, meine Lieblingstätigkeit zu sein.

Bild einer Bibliothek
von Swantje Niemann 16. Juli 2025
Meine Sachbuch- und Belletristik-Entdeckungen Januar bis Juni 2025: Fantasy, Sci-Fi, Sachbücher, Belletristik, Klassiker ...
Das in Rot- und Grau-Tönen gehaltene Cover von
von Swantje Niemann 23. Juni 2025
Ich überarbeite "Das Buch der Augen" für die e-Book-Veröffentlichung und das ist ein schöner Anlass, nochmal über das Buch nachzudenken.
Die 10 Bände des Malazan Book of the Fallen in einem weißen Regal
von Swantje Niemann 6. Juni 2025
Lohnen sich die 10.683 Seiten?
Die Bücher
von Swantje Niemann 20. Januar 2025
Auch in der zweiten Jahreshälfte von 2024 habe ich viele gute, und einige großartige Bücher gelesen. Ich habe viel aussortiert, um bei einer übersichtlichen Liste zu landen.
Die drei ersten Bände der
von Swantje Niemann 29. Juli 2024
Willkommen zu einem Artikel, der eine Lupe über circa fünf Buchseiten hält.
Vier Bücher mit dem Schnitt nach vorne, sodass man die Post-Its zwischen den Seiten sehen kann
von Swantje Niemann 24. Juli 2024
Ich habe in den letzten Monaten nicht nur eine Menge interessanter Romane gelesen, sondern auch spannende, informative Sachbücher für mich entdeckt. Hier ist eine Auswahl: Outlaw Ocean von Ian Urbina ist aus einer Sammlung von investigativen Recherchen hervorgegangen, die sich alle um das Meer drehen. Ian Urbina erforscht, wie verschiedenste Personen und Unternehmen für sich ausnutzen, dass sie sich auf internationalen Gewässern leicht rechtlichen Einschränkungen und Kontrollen entziehen können. Er verfolgt unter anderem mit Umweltschützer:innen illegale Fischereischiffe, forscht moderner Sklaverei auf den Meeren nach und erzählt die Geschichten blinder Passagiere. Outlaw Ocean ist ein fesselndes Buch, das ein Schlaglicht auf die Ausbeutung von Menschen und Natur auf den Meeren wirft und auch spannende Einblicke in die Arbeitsweise und Erfahrungen des Autors als investigativer Journalist gibt. Das Klimabuch , herausgegeben von Greta Thunberg, ist eine Sammlung von Artikeln, die den Klimawandel, dessen Hintergründe und mögliche Gegenmaßnahmen aus vielen verschiedenen Perspektiven erklären. Darunter sind zugängliche Erklärungen der physikalischen, ökologischen und meteorologischen Verflechtungen, vor deren Hintergrund erst klar wird, was für ein großes Problem der Klimawandel ist. Die Texte sind gut ausgesucht und werden von Fotos und hilfreichen Grafiken begleitet. Viele von ihnen stammen von Menschen, für die die Klimakrise nicht länger eine nebulöse Bedrohung in der Zukunft, sondern längst angekommen ist. Auch in Fen, Bog and Swamp von Annie Proulx geht es unter anderem um das Klima – genauer gesagt, um die Rolle, die Moore, Sümpfe und Fenns für dieses und für Artenvielfalt spielen. Das Buch ist eine ebenso poetische wie für die relevante Geschichte von Feuchtgebieten und deren Rezeption und Zerstörung durch Menschen. In Klassenbeste analysiert Marlen Hobrack anhand der Geschichte ihrer Familie – vor allem der ihrer Mutter, aber auch ihrer Großmutter und ihrer eigenen –, was es für sie bedeutet hat und bedeutet, Frau, Arbeiterin, Ostdeutsche und Mütter zu sein. Sie nimmt dabei mit Frauen aus der Arbeiterklasse eine Kategorie in den Fokus, die jeweils in Diskursen über Geschlecht und über Klasse häufig ausgeblendet wird. Das Buch bietet auf kleinem Raum viele Infos und auch konkrete Handlungsaufforderungen. Mythos Bildung von Aladin El-Mafaalani bietet ebenfalls eine hohe Dichte von Informationen und ist dabei sehr zugänglich geschrieben. Es handelt sich um eine soziologische Analyse der Bildungslandschaft in Deutschland, in welcher der Begriff des Habitus eine Schlüsselrolle spielt. El-Mafaalani analysiert, ob und zu welchen Bedingungen ein gesellschaftlicher Aufstieg möglich ist und zeigt auf, dass es eine starke Bildungsexpansion gegeben hat, dass also alle gebildeter werden, aber dass sich dabei auch Ungleichheiten vergrößert haben. Die Lösungsvorschläge, die er für Ungleichheiten im Bildungssystem macht, haben meiner Meinung nach eine gute Balance aus Ehrgeiz und Pragmatismus.
Die Bücher
von Swantje Niemann 9. Juli 2024
Ich habe in der ersten Jahreshälfte wieder einige Buchentdeckungen gemacht. Hier ist ein Zwischenbericht: Fantasy Blood over Bright Haven von M.L. Wang erzählt mit großer emotionaler Intensität die Geschichte der brillanten, ehrgeizigen Magierin Sciona, die sich in einer feindseligen Universität durchsetzen muss – und über eine Wahrheit stolpert, welche ihr gesamtes Weltbild ins Wanken bringt. Das Buch ist nicht subtil in seinen Aussagen zu Rassismus und Sexismus, aber sie sind interessant und komplex genug (z.B. was das Ineinandergreifen von Rassismus, Sexismus, Klassismus und die sehr engen Grenzen des Feminismus der Hauptfigur betrifft), dass das nicht negativ ins Gewicht fällt.  Robert Jackson Bennetts The Tainted Cup verbindet gleich mehrere Genres: High Fantasy mit originellem Worldbuilding trifft hier auf einen klassischen Krimi-Plot mit einem exzentrischen Ermittler*innen-Duo, während im Hintergrund eine Katastrophe abgewendet werden muss. Das Resultat ist originell und sehr zufriedenstellend. Mit The Book that Wouldn’t Burn beginnt Mark Lawrence eine neue Trilogie, die gut genug geschrieben ist, um mich darüber hinwegsehen zu lassen, dass einige Elemente des Plots (z.B. Zeitreisen) eigentlich gar nicht mein Ding sind. Das Setting ist eine gigantische Bibliothek, die Fokus eines uralten Streits um das zweischneidige Schwert des Wissens ist. Was mich überrascht hat: die überraschend süße Liebesgeschichte, die eine große Rolle für den Roman und seinen Folgeband spielt. Urban Fantasy Naomi Noviks Scholomance -Trilogie ist eine kurze YA-Reihe, die auch erwachsene Leser*innen überzeugen kann. Sie wartet mit einer originellen Variante einer Zauberschule und einer Protagonistin auf, die äußerst schlecht gelaunt das Richtige tut und deren Erzählstil die düsteren Aspekte des Settings auf Distanz hält. Das besondere an der Reihe ist, dass sie ihre Figuren nicht wirklich gegen Antagonist*innen, sondern gegen ein systemisches Problem arbeiten – und dass es, was bei solchen Ausgangssituationen nicht sehr häufig ist, trotzdem eine optimistische Geschichte ist. In Ink Blood Sister Scribe von Emma Törsz geht es um zwei Halbschwestern, deren Leben auf sehr verschiedene von der Sammlung magischer Bücher bestimmt wird, die ihre Familie hütet. Das Buch beginnt, als sie sich nicht länger vor ihren Gegenspieler*innen verbergen können. Das Figurenensemble ist klein und statt einer ausgreifenden verborgenen Welt gibt es hier nur einige wenige übernatürliche Elemente. Figuren und Magie sind aber sorgfältig ausgearbeitet und greifen gut ineinander. Ink Blood Sister Scribe nimmt sich viel Zeit für atmosphärische, präzise Beschreibungen. Es ist auch mal wieder original deutschsprachige Fantasy dabei: Noah Stoffers reiht sich mit A Midsummer’s Nightmare in die Reihe der Autor*innen ein, die den Dark-Academia-Trend aufgreifen. Protagonist*in Ari muss die übernatürlichen Geheimnisse einer elitären, altehrwürdigen Universität erkunden, bevor diese Ari und Aris Freund*innen gefährlich werden. Stoffers setzt aus anderen Büchern des Subgenres wie zum Beispiel „Das neunte Haus“ bekannte Elemente gekonnt um (z.B. auch das Topos marginalisierter Figuren, die Außenseiter*innen in einer Hochburg alter Privilegien sind). Sier ergänzt eine großzügige Prise originelles Worldbuilding und stellt eine nicht-binäre Figur ins Zentrum, was insbesondere in der deutschsprachigen Phantastik bisher ziemlich selten ist. Das fügt sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Science Fiction Mit Arboreality hat Rebecca Campbell einen berührenden Roman aus ineinandergreifenden Geschichten geschrieben, in denen Menschen und Bäume die Klimakrise überdauern. Sie schildert eine nahe Zukunft voller Melancholie und Hoffnung. Weitaus bissiger geht es in Venomous Lumpsucker von Ned Beauman zu. Der Near-Future-Roman denkt Trends der Gegenwart weiter und fügt sie zu einem temporeichen Thriller rund um Umweltzerstörung und den Verlust von Artenvielfalt zusammen, mit einer Menge gezielter Seitenhiebe und dunkler Situationskomik. Exordia von Seth Dickinson ist ein abgedrehter First-Contact-Roman, der wild Genres mixt und seine Figuren immer wieder vor moralische Dilemmata stellt – inklusive der Entscheidung über das Schicksal der Erde. Humor, Schrecken und emotional berührende Momente liegen hier dicht beieinander. Das Buch greift auch die Geschichte der Kurden und amerikanischer Interventionen im Nahen Osten auf. Ich bin endlich dazu gekommen, Machineries of Empire von Yoon Ha Lee zu beenden. Dabei handelt es sich umi eine Science-Fantasy-Trilogie rund um ein interstellares Imperium, in dem Mathematik und Rituale die Realität verändern können und die Funktion von Technologie vom Einhalten des imperialen Kalenders abhängt. Wer sich auf die steile Lernkurve des Buches einlässt, wird mit einer mitreißenden Geschichte, einer farbenprächtigen Welt, relevanten Themen und charismatischen Figuren belohnt (insbesondere Shuos Jedao, der untote General, der eine Schlüsselrolle für die Bücher spielt).
Vier der im Beitrag beschriebenen Bücher in einem weißen Regal
von Swantje Niemann 28. Dezember 2023
Ich habe dieses Jahr wieder einige Bücher entdeckt, die ich nur zu gerne weiterempfehle.
Bild einer etwas krakeligen Mindmap
von Swantje Niemann 20. November 2023
Gleich noch ein spannendes Team-Projekt!
Cover des Romans
von Swantje Niemann 4. November 2023
"Königsgift" und seine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte
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