Coverentstehung: Drúdir 2

Swantje Niemann • 13. März 2019

Glücklicherweise hat mir Joerg Schlonies wieder die Erlaubnis gegeben, seine Entwürfe zu teilen, damit ich zeigen kann, wie das Cover zu "Drúdir - Masken und Spiegel" entstanden ist.
Zuerst habe ich ihm wieder den Klappentext des Buches und ein paar Ideen, was auf dem Cover sein könnte, geschickt (meine eigene Spiegelmaske-Skizze könnt ihr in der "Galerie" sehen).
Daraufhin bekam ich diesen Coverentwurf zurück und habe mich gleich in den herausfordernden Blick Spiegelmaskes - der Figur auf dem Cover - verliebt.

Allerdings gab es ein Problem. Für mich sind Figuren auf dem Cover wie Schauspieler*innen - sie müssen nicht so aussehen, wie ich die Figuren beim Schreiben vor Augen hatte, ich muss sie mir lediglich in der Rolle vorstellen können. Aber sie sollten auch nicht völlig anders aussehen. Also bat ich Joerg, die Haarfarbe zu ändern, was er auch prompt machte.

Nun fehlte nur noch Farbe, die unter anderem die geniale Skyline im Hintergrund richtig zur Geltung bringen sollte.

Der letzte Bearbeitungsschritt bestand darin, dass Joerg noch Spiegelmaskes fünften Finger andeutete, damit es nicht aussah, als hätte sie nur 4, und dass ich mich für einen Titel entschied. Ich war tatsächlich lange skeptisch, ob "Masken und Spiegel" ein guter Titel war, da der Gleichklang mit dem Decknamen einer zentralen Figur - Spiegelmaske - mich irritierte. Gleichzeitig gefiel er mir besser als alle Alternativen, die mir noch eingefallen waren. Also sah das endgültige Cover so aus:

Lustigerweise war ich während der ganzen Covererstellung so auf Details fokussiert, dass mir erst auffiel, wie nackt Spiegelmaske aussieht, als ich das Cover für ein Veranstaltungsfoto nachstellte. (Das Foto ist übrigens ziemlich geworden).
Allerdings lenken ihre Augen auch sehr davon ab. Wie schon gesagt finde ich es toll, dass sie den Betrachter direkt anstarrt - kein scheuer Blick über die Schulter, kein verträumtes In-die-Ferne-Schauen, wie man es auf so vielen Buchcovern sieht, sondern der Blick einer Frau, die eindeutig keine Konfrontation scheut. Das passt sehr gut zu dem dargestellten Charakter - und ich habe schon mit Judith Madera von Literatopia darüber gewitzelt, dass "Masken und Spiegel" dich wortwörtlich vorwurfsvoll anstarrt, wenn es zu lange auf dem Stapel ungelesener Bücher bleibt.

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Ich habe in der ersten Jahreshälfte wieder einige Buchentdeckungen gemacht. Hier ist ein Zwischenbericht: Fantasy Blood over Bright Haven von M.L. Wang erzählt mit großer emotionaler Intensität die Geschichte der brillanten, ehrgeizigen Magierin Sciona, die sich in einer feindseligen Universität durchsetzen muss – und über eine Wahrheit stolpert, welche ihr gesamtes Weltbild ins Wanken bringt. Das Buch ist nicht subtil in seinen Aussagen zu Rassismus und Sexismus, aber sie sind interessant und komplex genug (z.B. was das Ineinandergreifen von Rassismus, Sexismus, Klassismus und die sehr engen Grenzen des Feminismus der Hauptfigur betrifft), dass das nicht negativ ins Gewicht fällt.  Robert Jackson Bennetts The Tainted Cup verbindet gleich mehrere Genres: High Fantasy mit originellem Worldbuilding trifft hier auf einen klassischen Krimi-Plot mit einem exzentrischen Ermittler*innen-Duo, während im Hintergrund eine Katastrophe abgewendet werden muss. Das Resultat ist originell und sehr zufriedenstellend. Mit The Book that Wouldn’t Burn beginnt Mark Lawrence eine neue Trilogie, die gut genug geschrieben ist, um mich darüber hinwegsehen zu lassen, dass einige Elemente des Plots (z.B. Zeitreisen) eigentlich gar nicht mein Ding sind. Das Setting ist eine gigantische Bibliothek, die Fokus eines uralten Streits um das zweischneidige Schwert des Wissens ist. Was mich überrascht hat: die überraschend süße Liebesgeschichte, die eine große Rolle für den Roman und seinen Folgeband spielt. Urban Fantasy Naomi Noviks Scholomance -Trilogie ist eine kurze YA-Reihe, die auch erwachsene Leser*innen überzeugen kann. Sie wartet mit einer originellen Variante einer Zauberschule und einer Protagonistin auf, die äußerst schlecht gelaunt das Richtige tut und deren Erzählstil die düsteren Aspekte des Settings auf Distanz hält. Das besondere an der Reihe ist, dass sie ihre Figuren nicht wirklich gegen Antagonist*innen, sondern gegen ein systemisches Problem arbeiten – und dass es, was bei solchen Ausgangssituationen nicht sehr häufig ist, trotzdem eine optimistische Geschichte ist. In Ink Blood Sister Scribe von Emma Törsz geht es um zwei Halbschwestern, deren Leben auf sehr verschiedene von der Sammlung magischer Bücher bestimmt wird, die ihre Familie hütet. Das Buch beginnt, als sie sich nicht länger vor ihren Gegenspieler*innen verbergen können. Das Figurenensemble ist klein und statt einer ausgreifenden verborgenen Welt gibt es hier nur einige wenige übernatürliche Elemente. Figuren und Magie sind aber sorgfältig ausgearbeitet und greifen gut ineinander. Ink Blood Sister Scribe nimmt sich viel Zeit für atmosphärische, präzise Beschreibungen. Es ist auch mal wieder original deutschsprachige Fantasy dabei: Noah Stoffers reiht sich mit A Midsummer’s Nightmare in die Reihe der Autor*innen ein, die den Dark-Academia-Trend aufgreifen. Protagonist*in Ari muss die übernatürlichen Geheimnisse einer elitären, altehrwürdigen Universität erkunden, bevor diese Ari und Aris Freund*innen gefährlich werden. Stoffers setzt aus anderen Büchern des Subgenres wie zum Beispiel „Das neunte Haus“ bekannte Elemente gekonnt um (z.B. auch das Topos marginalisierter Figuren, die Außenseiter*innen in einer Hochburg alter Privilegien sind). Sier ergänzt eine großzügige Prise originelles Worldbuilding und stellt eine nicht-binäre Figur ins Zentrum, was insbesondere in der deutschsprachigen Phantastik bisher ziemlich selten ist. Das fügt sich alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Science Fiction Mit Arboreality hat Rebecca Campbell einen berührenden Roman aus ineinandergreifenden Geschichten geschrieben, in denen Menschen und Bäume die Klimakrise überdauern. Sie schildert eine nahe Zukunft voller Melancholie und Hoffnung. Weitaus bissiger geht es in Venomous Lumpsucker von Ned Beauman zu. Der Near-Future-Roman denkt Trends der Gegenwart weiter und fügt sie zu einem temporeichen Thriller rund um Umweltzerstörung und den Verlust von Artenvielfalt zusammen, mit einer Menge gezielter Seitenhiebe und dunkler Situationskomik. Exordia von Seth Dickinson ist ein abgedrehter First-Contact-Roman, der wild Genres mixt und seine Figuren immer wieder vor moralische Dilemmata stellt – inklusive der Entscheidung über das Schicksal der Erde. Humor, Schrecken und emotional berührende Momente liegen hier dicht beieinander. Das Buch greift auch die Geschichte der Kurden und amerikanischer Interventionen im Nahen Osten auf. 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